
Evotec verkauft Just-Toulouse endgültig an Sandoz
Evotec weist in seinem Quartals- und 9-Monatsbericht einige Minuszeichen auf, lässt sich davon aber nicht die Laune verderben, denn gleichzeitig wurde der angekündigte Deal mit Sandoz über den Verkauf des Produktionsstandortes Toulouse unter Dach und Fach gebracht. Hoffnung machen bald anstehende, erwartete klinische Fortschritte bei Partnern, von denen die Hamburger profitieren werden.
Während Biotech-Finanzszene auf die aktuellen Quartalszahlen der Hamburger Evotec SE wartet, wird knapp außerhalb des Berichtszeitraumes der angekündigte Verkauf des Produktionsstandortes Just-Evotec Toulouse an den Biosimilar-Entwickler Sandoz in trockene Tücher gebracht. Der Verkauf ist kein vollständiges Ende dieser Beziehungen. Eine weit in die Zukunft reichende Umsatzbeteiligung an dort marktgängig gemachten Biosimilars wird bei Erfolg viel Geld nach Hamburg abfließen lassen. Doch diese Zukunft liegt weiter entfernt, als die leicht abbröckelnden eigenen Geschäftszahlen.
Der Deal umfasst den Verkauf der Just – Evotec Biologics-Anlage in Toulouse sowie eine unbefristete Lizenz für Evotecs Technologieplattform zur kontinuierlichen Herstellung von Biologika. Sandoz zahlt dafür rund 350 Mio. US-Dollar in bar; hinzu kommen Lizenzgebühren, Entwicklungsumsätze und erfolgsabhängige Meilensteine im Wert von über 300 Mio. US-Dollar. Zudem erhält Evotec Umsatzbeteiligungen an einem Portfolio von bis zu zehn Biosimilars, die sich an Originalpräparate mit einem Marktvolumen von über 90 Mrd. US-Dollar richten.
Evotec-CEO Dr. Christian Wojczewski spricht von einem „strategischen Befreiungsschlag“: „Diese Vereinbarung belegt die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Technologie und stärkt unser Geschäftsmodell nachhaltig. Mit Sandoz haben wir einen Partner, der unsere Plattform nutzt, um Biologika schneller, günstiger und nachhaltiger zu produzieren – ein bedeutender Schritt hin zu profitablerem Wachstum.“
Während sich der Gesamtumsatz der Evotec-Gruppe in den ersten neun Monaten 2025 leicht auf 535 Mio. Euro verringerte, zeigt die Biologika-Tochter Just – Evotec Biologics (JEB) weiterhin starke Dynamik: Die Umsätze stiegen um über 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders das Geschäft außerhalb der Kooperationen mit Sandoz und dem US-Verteidigungsministerium wuchs um mehr als 100 Prozent.
Gleichzeitig treibt Evotec seine Kostensenkungs- und Fokussierungsstrategie voran. Das Unternehmen plant, Einsparungen von über 60 Mio. Euro bis Jahresende zu erreichen – doppelt so viel wie ursprünglich vorgesehen. Damit will Evotec die Transformation zu einem weniger kapitalintensiven, technologieorientierten Geschäftsmodell beschleunigen.
Fokus auf Wirkstoffpartnerschaften
Die Transaktion mit Sandoz fügt sich durch den langfristigen Charakter in diesen Kurs ein: Sie verbessert Umsatzmix, Margen und Kapitaleffizienz und schafft Freiraum, um sich stärker auf Forschungspartnerschaften und Plattformtechnologien zu konzentrieren. Besonders im Fokus stehen die Kooperationen mit Bristol Myers Squibb im Bereich Proteinabbau und Neurologie, die bereits Meilensteinzahlungen von über 120 Mio. US-Dollar eingebracht haben.
Für Evotec ist der Sandoz-Deal daher mehr als ein finanzieller Erfolg, er ist ein strategisches Signal: „Wir fokussieren uns auf das, was Evotec einzigartig macht – wissenschaftliche Exzellenz, skalierbare Technologie und starke Partnerschaften. Das gibt uns in einem herausfordernden Marktumfeld Stabilität und Rückenwind für nachhaltiges Wachstum“, so Wojczewski.
Mit dem Schulterschluss zwischen Evotec und Sandoz entsteht eine der größten Allianzen im Bereich Biologika-Produktion. Doch der Erfolg ist kein Selbstläufer. Biosimilars stehen in einem globalen Wettbewerb und unter dem großen Druck des Abwehrkampfes und der Verzögerung durch die Originalhersteller. Die Zeiträume bis zum Markteintritt sind daher nahezu unkalkulierbar und können sich gewaltig hinziehen. Ebenso ist die Kostendiskussion auch bei den Biosimilars angekommen und bisher gewohnte Margen könnten sich dort im globalen Wettbewerb deutlich reduzieren. Ein positives Zeichen für die zentrale Strategie des Wirkstoffentwicklungspartners Evotec ist daher wohl eher, dass in den nächsten Monaten mehrere Partnerprojekte in spätere klinische Phasen eintreten könnten, das lässt einen kurzfristig realisierbaren Geldregen aus Meilensteinzahlungen erhoffen.


Sandoz/Lek
Evotec SE
Wlanholding Advisory- & Beteiligungsgesellschaft